Er hat es getan. Eiskalt und rücksichtslos.
Der russische Staatspräsident Wladimir Putin resp. dessen Armee hat zugeschlagen. Viele waren zuvor der Auffassung, dass Putin nur drohe, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem Westen einnehmen zu können. Doch wer Putin einigermaßen richtig einschätzen kann, dem wäre auch einige Zeit vor der russischen Invasion in die Ukraine aufgefallen, dass Putin es tatsächlich ernst meint. Man hätte es besser wissen müssen: Der Angriff auf Georgien, dann die Invasion auf der Krim und jetzt die Ukraine, die KGB-Vergangenheit des Präsidenten und seine in seinem früheren KGB-Job erlernte Empathie- und Rücksichtslosigkeit. Dazu noch diverse Morde und Mordversuche an politischen Gegnern, die man Putin und seinem Umfeld vorwirft sowie die Verfolgung der Opposition. Der Westen hätte vorgewarnt sein müssen: Putin meint es ernst!
Und dennoch wollte man es einfach nicht wahrhaben. Denn das wäre ja unbequem, ja geradezu schmerzhaft. Man müsste wirtschaftliche und geopolitische Interessen neu bewerten - und das auf Kosten der eigenen Bequemlichkeit.
Jetzt ist es also passiert. Jetzt wird es für uns teuer und schmerzhaft. Und jetzt muss der Westen Farbe bekennen: Ist er nur ein harmloser Bettvorleger, über den sich Putin schlapplacht, oder ist er ein ernst zu nehmender Gegner, der auch für Russland unangenehm, ja gefährlich werden kann? Hier muss der Westen konsequent handeln - sowohl in politischer, wirtschaftlicher als auch militärischer Hinsicht. Auch dann, wenn es wirtschaftlich weht tut. Und dazu gehört auch, Solitärität mit der Ukraine zu zeigen. Nicht nur mit Worten (die den Ukrainern in dieser Lage überhaupt nicht weiterhelfen), sondern mit Taten.
Wenn man in Zukunft derartige Angriffe wie gegen die Ukraine vermeiden will, dann muss der Westen Putin zeigen, dass er ihn in die Schanken weisen kann. Und das geht nur, indem die westlichen Staaten und ihr Militärbündnis NATO an sich selbst arbeiten und sich die Fähigkeiten aneignen, die erforderlich sind, um Despoten wie Putin von ihren Plänen abzuhalten. Bis dahin aber ist es noch ein weiter Weg. Aber jetzt müssen die ersten Schritte in diese Richtung unternommen werden, um in Zukunft dem Frieden eine Chance geben zu können...